Montag, 5. Januar 2015

2015 mit dem Köthke-"Champion" zur L'Eroica Gaiole

Jürgen Felten ca. 1954 bei Lübeck
auf seinem Köthke-"Champion"
Ich habe schon häufiger in diesem Blog über mein mittlerweile 63 Jahre altes Köthke-Rennrad geschrieben. Das hatte sich mein Vater 1952 von der Rennradschmiede "Fritz Köthke" in Köln-Ehrenfeld auf Maß fertigen lassen. Nachdem er den Rahmen mit dem Zug vom Rhein nach Lübeck geholt hatte, baute er damit Schritt für Schritt sein Straßenrennrad auf und fuhr dann bis in die zweite Hälfte der 1950er Jahre einige Rennen mit ihm. Ich will in diesem Jahr mit dem gemufften Stahlrahmen an der L'Eroica Gaiole in der Toskana teilnehmen.

Köthke existiert seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr und spielte im Rennradbau ohnehin schon lange keine Rolle mehr. Kaum einer kennt die Marke heute noch. Das war in der ersten Hälfte des vrgangenen Jahrhunderts noch ganz anders. Insbesondere bei den Bahnradfahrern der damaligen Zeit hatten die Köthke-Rahmen einen Namen. Rennrad-Enthusiasten verbanden die Marke aber vor allem mit dem 1936er Sprint-Olympiasieger Toni Merkens, der bei Fritz Köthke eine Fahrradmechaniker-Lehre gemacht hatte. An ihn erinnert heute noch der Merkens-Weg vom Münchner Olympia-Stadion zum dortigen Radstadion sowie die Merkens gewidmete "Olympia-Eiche" am Kölner Radstadion.

Das Köthke-"Champion" meines Vaters durfte ich zeitweise auch als Jugendlicher in den 1970er Jahren benutzen, bis ich das erste Mal eine Delle in die Alufelgen gefahren hatte. Damals war das Rad noch schwarz mit der Original-Handbeschriftung, hatte eine Simplex-Schaltung mit 5-fach Ritzel hinten und zwei Kettenblättern vorne sowie einen belgischen Alu-Lenker, auf den mein Vater immer besonders stolz war. Dann verschwand das Rad über Jahrzehnte im Keller. Irgendwann Anfang der 1990er bekam es mal eine neue, blaue Lackierung (pulverisiert). Unverständlicher Weise verunstaltete es mein Vater mit "schlimmen "Bremsen (vorne und hinten unterschiedlich), Lichtanlage mit Dynamo, Schutzblechen und zeitweise einem Gepäckträger. Der belgische Lenker war verloren, der alte Brooks-Sattel auch.

Das Köthke vor dem Rückbau zum Rennrad im Jahr 2010.
Als mein Vater mir das Rad 2008 endgültig überließ, baute ich es zunächst nur leicht zurück, ließ aber den geraden Lenker mit MTB-Brems-Schalthebeln dran. Doch irgendwie reichte mir das nicht. Das Köthke sollte wieder ein echtes Rennrad werden. Also Schutzbleche ab, einen Alu-Rennbügel dran und einen Brooks-Sattel montiert.

Nach dem ersten Umbau 2012 und
bereits mit den neuen Tektro-Bremsen.
Schwieriger war es, einen kompletten Satz Bremsen zu finden, denn der Abstand von der Rahmen- beziehungsweise Gabelbefestigung zu den Mavic-Alufelgen, das so genannte Schenkelmaß, beträgt 63 Millimeter! Bei modernen Rennrädern sind es meist nur noch um 40 Millimeter. Nach langem Suchen kaufte ich auch aus Sicherheitsgründen einen neuen Satz Tektro-Bremsen, die der englische Online-Händler aus Japan importiert hatte. Mit dem braunen Lenkerband, den neuen Bremsen, dem Brooks-Sattel und den Continental-Retro-Reifen mit braunen Wangen sah das Köthke schon fast wieder perfekt aus. Als mein Vater das Rad kurz vor seinem Tod noch einmal sah, hatte er Tränen in den Augen.

Ein Dorn im Auge war mir hinsichtlich meiner Planungen für die L'Eroica 2015 allerdings noch die Schaltung. Mein Vater konnte offenbar in den 1990er Jahren ohne Internet nicht so einfach an Teile kommen. Besonders schwierig bei dem Köthke-Rahmen ist, dass er nur Schraubkränze mit maximal fünf Ritzeln aufnehmen kann. Im Handel war sowas in den 90er Jahren gerade noch für Tourenräder zu bekommen. Also montierte mein Vater am Schaltauge ein billiges Shimano-"Alivio"-Schaltwerk. An der Tretkurbel saßen zwei NoName-Kettenblätter mit äußerem Überwurfschutz.

Die Shimano 600 "Arabesque"-Komponenten, der 5-fach
Schraubkranz und die vernickelte Connex-Kette.
Mir dagegen, stand das Internet zur Verfügung und so kaufte ich im Herbst/Winter 2014 ein gebrauchtes aber sehr gut erhaltenes Shimano 600 "Arabesque" Schaltwerk, zwei so gut wie nie gefahrene "Arabesque"-Kettenblätter mit schönen Drillbohrungen, Kurbeln und Umwerfer sowie die passenden Rahmenschalthebel mit Schelle. Auf dem Online-Portal Schaltauge.de fand ich ein blitzeblankes neues Exemplar. Auch für den alten Shimano-Schraubkranz fand ich neuen, ungefahrenen Ersatz, neben einer normalen Version (14/16/18/21/24) sogar eine Bergversion (14/16/20/24/28), die mir in der Toskana sicher helfen wird. Jetzt muss alles nur noch montiert werden.

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