Montag, 22. September 2014

Dolomitenhöhenweg 2 (2): Von der Schlüterhütte zur Puezhütte

Gehzeit ca. 4,5 Stunden, Anstieg 1.300 m, Abstieg 1.069 m, Länge 11,9 km
Karte Tabacco 030, 1:25:000

Im morgendlichen Gegenlicht steigen wir den Hang vor der Schlüterhütte hinauf zum Kreuzkofeljoch (2.340 m) und umrunden dort weiter in südlicher Richtung ein Felsband. Kurz hinter der nicht bewirtschafteten Medalges Alm reicht der Blick gen Westen bis weit in das Eisacktal bei Klausen hinein. Die noch tiefe Morgensonne wirft plötzlich meinen riesigen Schatten auf einen Felsen.

Selfportrait with Eisacktal, Dolomites, Italy
Weiter Blick und im Vordergrund mein Schatten in der Morgensonne.

Die Forcella de la Roa
Doch der Blick ist an diesem Morgen eher auf die Furcella de la Roa gerichtet, hinter der eine schwierige Passage auf uns wartet. Der Hüttenwirt hatte uns heute Morgen gesagt, dass die im Rother-Führer und auf der Karte schwierig erscheinende Variante gar nicht so schwierig sei. "Die gehen Alt und Jung. Das Schwierigste sind die zwei Stufen einen Schornstein zur Furcella Nives hinauf. Danach ist man eigentlich schon fast auf der Puezalm."

Während wir den unschwierigen Geröllhang zur Furcella de la Roa hinaufsteigen, denken wir auch an die Alternative, einen Abstieg hinunter ins Tal und dann wieder hinauf zur Furcella Forces de Siëles, wo dann eine Kletterpassage auf uns wartet. Unnötige Höhenmeter eigentlich. Dennoch, der Rother empfiehlt diese Variante für weniger Bergerfahrene. Wir sind weiter hin und her gerissen.



Bis zur Überschreitung der Furcella de la Roa (2.815 m) sind wir unsicher. Als wir dort aber vorausgehende Wanderer sehen, wie sie die "nur zwei Stufen den Schornstein hinauf" klettern, ist die Sache für uns klar. Wir gehen die von Rother empfohlene "leichtere" Variante auf dem Weg Nr. 3 entlang, bis wir an einem Abzweig auf den Weg Nr. 2 hoch zur Furcella Forces de Siëles steigen (2.505 m). Anders als auf der Wanderkarte verzeichnet, scheint der Weg aber viel dichter unterhalb der Steilwand entlang zu führen, an deren Kamm wir später entlangklettern sollten.

An dieser Stelle muss man sich entscheiden, nach links die
schwierigere Variante unterhalb der Steilwand oder
nach rechts zunächst bergab und hinten über eine Scharte.
Oben angekommen, erreichen wir die Kletterpassage und damit einen für uns bisher nicht gekannten Schwierigkeitsgrad, den wir aber souverän, wenn auch mit erhöhtem Respekt meistern. Langsam kommen wir an die sanft Richtung Osten zur Puezhütte abfallende Alm. In Richting Süden, also rechter Hand, bekommen wir die ersten Blicke auf das Sella-Massiv, den Höhepunkt unserer diesjährigen Höhenwegs-Wanderung.

Imposanter ist aber heute noch die enorme Valunga- oder Vallental-Schlucht, die sich ebenfalls in diese Richtung zeigt. Morgen werden wir auf der gegenüber liegenden Seite zur Sella rüber gehen. Heute wandern wir in Richtung ihres östlichen Endes, an dem die Puezhütte liegt. Plötzlich kommt ein für diese Bergregion leicht bekleideter Trailrunner von der Furcella Nieves herunter und grüßt lächelnd - Respekt!

Das Puezplateau und die Valunga-Schlucht.
Als wir die Puezhütte schon am frühen Nachmittag erreichen, treffen wir dort viele Wanderer, die in die Schlucht hinab wollen, um an ihrem westlichen Ende den Ort Wolkenstein zu erreichen. Es ist kalt an diesem Nachmittag. Ein frischer Wind weht über die Ebenen, sodass wir uns drinnen in der Hütte vor den leicht geheizten Ofen setzen. Zumindest der Wind weht hier nicht. 

Die Putzhütte
Als uns die unfreundliche Hüttenwirtin das kalte, dunkle und feuchte Nachtlager zeigt, in dem wir heute mit zehn weiteren Wanderern schlafen sollen, sind wir frustriert. "An der Kälte kann ich auch nichts ändern. Ist eben so", batzt die Wirtin. Die Puezhütte schließt in wenigen Tagen, Ende Oktober. Die Hüttenwirte haben deswegen bereits alle anderen Zimmer winterfest gemacht. Was soll's. Wären jedoch die netten Mitwanderer nicht gewesen und der rote Wein, wäre die Kombination aus Kälte und Unfreundlichkeit schon recht nervend gewesen. Das abendliche Essen machte satt, mehr aber auch nicht.

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